Gesprächsrunde zu Syrien

Petra Welitschkin

Am 9. Januar 2020 fand in der Stadtbibliothek Heilbad Heiligenstadt ein Vortrags- und Gesprächsabend zum Thema „Hat Syrien noch eine Zukunft“ statt, zu dem die Eichsfelder Linken und die Bibliothek gemeinsam eingeladen hatten. Als Referent konnte Dr. Akid, ein seit zwanzig Jahren im Eichsfeld lebender Syrer gewonnen werden, der bereits 2016 eine ähnliche Veranstaltung durchgeführt hatte. Während der ersten halben Stunde erläuterte Dr. Akid den ca. dreißig Anwesenden anhand einer Powerpointpräsentation die aktuelle Situation in Syrien mit Zahlen und Fakten, ging kurz auf die Geschichte des Bürgerkrieges und deren Akteure ein, erklärte die derzeitige Strategie der syrischen Machthaber und gab aus seiner Sicht eine kurze Analyse der Zukunft Syriens und seiner Staatlichkeit.

Was als friedliche Auflehnung in Syrien etwa 2011 begann, wie auch in anderen Ländern des „arabischen Frühlings“, entwickelte sich zu einem Krieg mit vielen Akteuren, die unterschiedliche Interessen verfolgen: auf der einen Seite Präsident Baschar Assad und sein Machtapparat mit seinen Unterstützern Russland, dem Iran und der libanesischen Hisbollah, auf der anderen Seite die Gegner der Assad-Regierung mit ihren Unterstützern USA, Israel, Saudi-Arabien, Katar, die EU und die Türkei. Von den einst 21 Millionen in Syrien lebenden Menschen sind heute 11 Millionen auf der Flucht, der Krieg hat bisher ca. einer halben Million Menschen das Leben gekostet. Die sozial-ökonomische Lage des katastrophal, 83% der Syrer leben unterhalb der Armutsgrenze. Der Wiederaufbau des Landes und seiner Infrastruktur würde ca. 350 Milliarden Euro kosten, das Bildungswesen liegt am Boden, die Existenzgrundlage von Millionen Menschen ist zerstört. Auch wenn 750.000 Menschen nach Syrien zurückgekehrt sind, wurden 900.000 zu neuen Flüchtlingen.
Dr. Akids Prognose bezüglich der Zukunft Syriens klingt sehr pessimistisch. Frieden ist nicht in Sicht, die ins Ausland geflüchteten Menschen werden nur in geringer Zahl nach Syrien zurückkehren, die Waffenexporte u.a. der USA, Russlands und auch Deutschlands in die Region sind keinesfalls förderlich für einen Frieden, es fehlt eine handlungsfähige staatliche Verwaltung und die Sanktionen gegen Syrien haben nur der Bevölkerung geschadet.
Nach dem spannenden Vortag wurde die Gelegenheit, Fragen zu stellen oder Meinungen zu äußern, von den Anwesenden rege genutzt.